Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt können sehr belastend sein. Sich Unterstützung bei Personen zu holen, die sich besonders gut mit dem Thema auskennen, ist in den allermeisten Fällen ein wichtiger Schritt, um Erfahrungen zu bearbeiten. Spezialisierte Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt sind hierfür eine gute erste Anlaufstelle.
Professionelle Unterstützung steht jeder Person in Deutschland zu. Es gibt viele Initiativen, allen Personen passende Beratung und Unterstützung vor Ort zur Verfügung zu stellen.
Auf dieser Website möchten wir dich über die Unterstützungsangebote und die aktuellen Entwicklungen und Möglichkeiten informieren.
Solche Angebote sind kostenlos und vertraulich.
Beratungsstellen in deiner Nähe und ortsunabhängige Online-Angebote findest du hier.
In dem Sprechen von oder über sexualisierte Gewalt werden verschiedene Begriffe häufig gleichbedeutend benutzt: z. B. sexuelle Gewalt, sexualisierte Gewalt, sexueller Missbrauch, Nötigung, Belästigung usw. Dass unterschiedliche Begriffe verwendet werden, hängt mit ihren unterschiedlichen Definitionen und Kontexten zusammen. Grundsätzlich ist sexualisierte Gewalt jede sexuelle Handlung, die gegen den Willen der betroffenen Person oder gegen nicht-einwilligungsfähige Personen ausgeführt wird. Zu nicht-einwilligungsfähigen Personen gehören zum Beispiel Kinder, Menschen mit kognitiven oder psychischen Einschränkungen und Personen, die durch Bewusstseinsbeeinträchtigung (z. B. durch Drogen, Alkohol oder Schlaf) nicht einwilligen können. Die Täter*innen nutzen sexualisierte Handlungen, um ihre eigenen Interessen zu befriedigen und Macht auszuüben. Oftmals missbrauchen Täter*innen dabei auch ihre höhere Position in einem Macht- oder Abhängigkeitsverhältnis.
Wenn du bereit bist, mit einer Person über Erfahrungen zu sprechen, ist es egal, welchen Begriff du benutzt. Wichtig ist, dass du mit deiner Erfahrung nicht allein bleibst. Du entscheidest, wo sexualisierte Gewalt für dich beginnt. Vertraue deiner eigenen Wahrnehmung und deinen Gefühlen.
Sexualisierte Gewalt hinterlässt in den seltensten Fällen beweissichernde Spuren, meistens sind Betroffene die einzigen Zeug*innen der Handlungen. Sexualisierte Gewalt ist immer eine Form der Menschenrechtsverletzung.
Kindern und jungen Menschen kann sexualisierte Gewalt in den unterschiedlichsten Kontexten widerfahren: z. B. Sportvereine, Schule, Familie, Freund*innenkreis.
Sexualisierte Gewalt wird hauptsächlich im eigenen Nahbereich durch bekannte Personen ausgeübt (vgl. Klehm 2003: 11). Sexualisierte Gewalt kann physische Gewalt genauso wie psychische Gewalt sein.
In spezialisierten Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt wird ein weites Verständnis von sexualisierter Gewalt eingenommen. Das heißt, dass die Mitarbeitenden in spezialisierten Fachberatungsstellen wissen, dass sexualisierte Gewalt nicht nur körperliche Gewalt sein muss, sondern dass es auch sexualisierte Gewalt sein kann, wenn jemand sexualisierende Kommentare macht oder ungefragt und ungewollt andere mit sexuellen Darstellungen konfrontiert.
Literatur:
Klehm, K. (2003): Sexualisierte Gewalt und ihre Prävention.
Eine Person ist von sexualisierter Gewalt betroffen, wenn sie gegen ihren Willen sexuelle Handlungen erfährt, sexuelle Handlungen vor ihr vorgenommen werden oder sie zu sexuellen Handlungen an anderen Personen (z.B. an Erwachsenen, aber auch an anderen Kindern oder Jugendlichen) gezwungen wird. Eine Person ist auch von sexualisierter Gewalt betroffen, wenn sexuelle Handlungen an, vor oder mit ihr ausgeübt werden, obwohl diese Person dazu nicht einwilligen kann. Das gilt zum Beispiel für Kinder, Menschen mit kognitiven oder psychischen Einschränkungen und Personen, die durch Bewusstseinsbeeinträchtigung (z. B. durch Drogen, Alkohol oder Schlaf) eingeschränkt sind. Sexualisierte Gewalt kann ganz unterschiedliche Formen annehmen. Sexualisierte Gewalt ist unabhängig von Geschlecht oder sozialem Status und eine Person jeden Alters kann betroffen sein. Bei der Frage nach Betroffenheit von sexualisierter Gewalt geht es also immer auch um die Frage nach Freiwilligkeit und Konsens, Zustimmungsfähigkeit, sowie vor allem um das eigene Gefühl zu Grenzen und Grenzverletzungen.
Du kannst und solltest ein eigenes ungutes Gefühl (als Warnsignal) immer ernstnehmen. Wenn du eine Situation oder Erfahrung nicht genau einordnen kannst, kann es sehr hilfreich sein, sich Unterstützung zu suchen: auch schon bei der Einordnung des eigenen Gefühls oder der eigenen Betroffenheit. Ein ungutes Gefühl kann ein Hinweis auf Handlungs- und/oder Veränderungsbedarf.
Es ist hilfreich, mit den eigenen Gefühlen nicht allein zu bleiben. Damit ist noch nicht unbedingt etwas darüber gesagt, ob es sich um sexualisierte Gewalt handelt oder nicht. Die konkrete Benennung einer Erfahrung als sexualisierte Gewalt kann dann (später) erfolgen.
Häufig gehört es zu dem Vorgehen von Täter*innen bei der klaren Einordbarkeit der Handlungen für Verwirrung zu sorgen. Das kann es Betroffenen erschweren, ihre Erlebnisse als sexualisierte Gewalt einzuordnen. Zu den Strategien von Täter*innen kannst du auf unserer Website mehr erfahren.
Sofort! Sexualisierte Gewalt ist ein Unrecht und sollte niemandem widerfahren, deshalb gibt es kostenlose Angebote für Betroffene sowie Angehörige und Freund*innen von betroffenen Personen. Du hast in Deutschland ein gesetzlich verankertes Recht auf Beratung, z. B. in einer Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. Die Beratung ist für dich kostenlos. Denn die Beratungsstellen befinden sich in einer Trägerschaft und sind selbst verantwortlich für die Finanzierung ihrer Angebote und Leistungen, z. B. durch die Kommune, die Kirche oder den Verein. Sie sind also keine privaten Leistungen, für die du selbst zahlen musst, sondern ein institutionelles Angebot, das finanziert wird, um für Betroffene und Angehörige kostenlos Beratung anbieten zu können.
Sobald du ein ungutes Gefühl oder Unsicherheiten hast, die mit deinen eigenen Grenzen, mit deinem Körper, Berührungen, sexuellen Handlungen oder Inhalten (z. B. auf Fotos oder Videos), kann für dich hilfreich sein, sich mit einer Person auszutauschen, der du vertraust und/oder die sich mit diesen Themen besonders gut auskennt. Das sind z. B. die Sozialarbeiter*innen, Sozialpädagog*innen oder Psychotherapeut*innen, die in einer Beratungsstelle tätig sind.
Um dir in einer Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt Unterstützung zu holen, brauchst du dir nicht sicher zu sein, ob es sich um sexualisierte Gewalt handelt. Es gehört zu den Aufgaben eines solchen Beratungsangebotes, sich gemeinsam mit den hilfesuchenden Personen anzuschauen: Worum handelt es sich bei dem, was die Person erzählt? Wie ist das einzuordnen, was die Person erfahren oder beobachtet (hat)? Ob und was nach dieser Klärung passiert, kann in einem nächsten Schritt gemeinsam besprochen werden.
Die Personen in einer Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt nehmen dich und deine Erfahrungen ernst. Du bist hier in keiner Beweispflicht. Sie begreifen dich als Expert*in deiner Erfahrung. Es geht um deine Wahrnehmung und um deine Gefühle. Personen aus Fachberatungsstellen unterstützen dich dabei, zu entscheiden, welche weiteren Schritte du nehmen möchtest.
Auch wenn es nicht um dich selbst, sondern um andere Personen geht, kannst du dir dort jederzeit Unterstützung suchen.
Auf jeden Fall! Auch als Angehörige*r kannst du das Beratungsangebot von Fachberatungsstellen in Anspruch nehmen. Wenn du vermutest oder erfahren hast, dass eine dir bekannte Person von sexualisierter Gewalt betroffen war oder ist, können dich Personen aus Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt unterstützen. Mit ihnen kannst du über deine eigenen Gefühle sprechen und sie helfen dir dabei, für die betroffene Person eine unterstützende Vertrauensperson zu sein und zu überlegen, welche weiteren Schritte sinnvoll sein können.
Professionelle Unterstützung bei sexualisierter Gewalt kann ganz unterschiedlich aussehen: Sie umfasst eine Vielzahl von Dienstleistungen und Hilfsangeboten. Diese zielen darauf ab, von sexualisierter Gewalt betroffenen Personen zu helfen, aber auch denen, die mit (möglicherweise) Betroffenen zu tun haben.
Beispiele sind:
Sich in belastenden Situationen Unterstützung zu suchen, ist wichtig. Es kann betroffenen Personen dabei helfen, sich wieder sicher zu fühlen, das Erlebte durch Sprechen darüber für sich zu sortieren und weitere Schritte zu gehen. Mit Personen zu sprechen, die außenstehend sind, kann manchmal wichtig sein. Hilfe in einer Beratungsstelle ist respektvoll und richtet sich an den Bedürfnissen der hilfesuchenden Personen aus.
Professionelle Hilfe durch Fachberatungsstellen ist bei dem Thema sexualisierte Gewalt vor allem wichtig, weil die erlebte Gewalt ein Unrecht ist und hätte verhindert werden sollen und damit Betroffene nicht allein damit umgehen müssen. Insbesondere wenn es um sexuelle Handlungen an Kindern geht oder an Personen, die sexuellen Handlungen nicht zustimmen können. Daher gibt es kostenlose Unterstützung, die für alle bereitgestellt wird.
Viele Täter*innen benutzen Strategien, um sexualisierte Gewalt auszuüben und um dabei unentdeckt zu bleiben oder Betroffene zum Schweigen zu bringen. Deshalb ist es nicht immer einfach oder sofort zu erkennen, dass es sich um sexualisierte Gewalt handelt. Personen in einer Beratungsstelle kennen sich mit dem Vorgehen von Täter*innen aus und kennen vielleicht sogar sehr ähnliche Fälle. Da sie sich hier auskennen, kennen sie Handlungsoptionen, die für betroffene Personen hilfreich sein können.
Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt sind eine gute erste Anlaufstelle. Sie sind Expert*innen bei dem Thema sexualisierte Gewalt, haben die betroffene Person und ihre Bedürfnisse im Blick und können in einem gemeinsamen Gespräch klären, was überhaupt gebraucht wird. Hier findest du eine Liste von Fachberatungsstellen.
Um eine spezialisierte Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt zu finden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Nicht alle halten spezielle queere Angebote bereit, können aber aufgrund Professionalität in einer schwierigen Lebenslage und bei der Beantwortung von Fragen hilfreich sein. Sie sind immer auch gut vernetzt und können gemeinsam mit dir schauen, an welche Stellen du dich noch wenden kannst.
Du kannst aber für die Suche nach einer Fachberatungsstelle auch die folgenden Schritte unternehmen:
Es ist immer richtig und wichtig, dass du dich auf die Suche nach Unterstützung machst. Du kannst das auch tun, wenn du nicht selbst betroffen bist, sondern einer anderen Person helfen möchtest.
Solltest du irgendwelche Sorgen oder Unsicherheiten haben, können diese mitgeteilt werden. Wenn die Öffnungszeiten nicht passen oder du Angst hast, gesehen zu werden, werden die Fachkräfte vor Ort bemüht sein, gemeinsam mit dir eine Lösung zu finden. Beratungsstellen möchten, dass ein Gespräch für dich möglich wird und werden immer nach Wegen suchen, dir das zu ermöglichen.
Wenn du eine spezialisierte Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt aufsuchst, erwartet dich dort ein unverbindliches Gespräch und eine professionelle Fachperson. Was für Personen das sein können, kannst du genauer bei der nächsten Frage erfahren. Wichtig ist aber, dass die Fachkräfte professionell handeln, d.h. du kannst von bestimmten Qualitätskriterien in einer Fachberatungsstelle ausgehen:
Menschen, die in einer Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt tätig sind, sind speziell ausgebildet, um einen respektvollen und sicheren Raum für hilfesuchende Personen zu schaffen.
Häufig haben Fachkräfte noch weitere Ausbildungen im Bereich Therapie oder Beratung. Das können ganz unterschiedliche Ausbildungen sein, weshalb auch nicht alle gleich arbeiten. Mitarbeitende in Fachberatungsstellen durchlaufen auch regelmäßig Weiterbildungen. Sie verfügen über spezialisiertes Wissen zu dem Thema sexualisierte Gewalt, Prävention von sexualisierter Gewalt, Gesetzesgrundlagen sowie Unterstützungs- und Hilfesystemen. Die Fachkräfte sind oft auch speziell weitergebildet, um beispielsweise trauma- oder queer-sensibel handeln zu können.
Die Fachkräfte in einer Beratungsstelle hören dir zu und glauben dir. Sie wissen, dass Kinder und Jugendliche nie Schuld an sexualisierter Gewalt tragen, auch wenn Täter*innen es manchmal so aussehen lassen wollen. Betroffene sind niemals verantwortlich für sexualisierte Gewalt.
Personen, die nie Berührungspunkte zu sexualisierter Gewalt hatten, können auf Erfahrungsberichte verunsichert oder irritiert reagieren: Fachkräfte in Beratungsstellen kennen das Thema gut und du musst dir hier keine Sorgen machen, dass deine Erfahrung womöglich nicht ausgehalten werden kann.
Ein Hinweis: Ein längeres gemeinsames Arbeiten findet aber nur dann statt, wenn du dich nach einem Kennenlernen dafür entscheidest und du dir das vorstellen kannst. Eine Beratungsstelle hat nicht zum Ziel, dich zu pathologisieren oder Diagnosen zu stellen. Eine Beratungsstelle ist für dich, deine Gefühle und Erfahrungen da.
Übrigens: Viele Fachberatungsstellen veröffentlichen auf ihrer Website ihr Leitbild oder Ethikrichtlinien. Das sind gemeinsame Werte und Leitlinien, zu denen sich die Mitarbeitenden bekennen und verpflichten. Diese Leitlinien kannst du dir anschauen, um dir vorher ein Bild von der Fachberatungsstelle und ihren Grundprinzipien zu machen.
In einer Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt findet sich vor allem ein Beratungs- und Informationsangebot in Form von Einzelgesprächen: Personen können hier gemeinsam mit einer Fachkraft vertrauliche Gespräche führen, um mögliche Erfahrungen einzuordnen, zu bearbeiten und Unterstützung in ihrer individuellen Lebenslage zu bekommen. Hier ist Raum für die Klärung von Fragen, die gemeinsame Suche nach einem Umgang mit dem Erlebten und möglichen Folgen, z. B. kann dies die Unterstützung bei der Kommunikation mit einer Bezugsperson oder bei bürokratischen Angelegenheiten wie die Unterstützung bei Fragen zu Strafanzeigen sein. Manche Fachberatungsstellen bieten auch eine Begleitung im Strafverfahren an. Das nennt sich Psychosoziale Prozessbegleitung.
Manchmal gibt es in einer Beratungsstelle auch Gruppenangebote, in der Betroffene zusammenkommen und sich austauschen können.
Eine Begleitung in einer Fachberatungsstelle kann auch eine sinnvolle Überbrückung sein, um während der Wartezeit auf einen Platz in einer psychotherapeutischen Praxis nicht allein zu sein.
Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt verfügen über ein Netzwerk, d. h. sie arbeiten mit anderen Institutionen zusammen, um ein möglichst umfassendes Hilfs- und Unterstützungsangebot zu bieten.
Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt arbeiten häufig auch im Bereich der Prävention, d. h. sie engagieren sich in Sachen Aufklärung und Prävention, um sexualisierte Gewalt zu reduzieren und bestenfalls zu verhindern. Solche Angebote finden beispielsweise als Workshop an einigen Schulen statt.
Angebote von Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt sind für Privatpersonen kostenlos, anonym und vertraulich.
Das Angebot in einer spezialisierten Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt ist kostenlos und auch anonym möglich.
Du kannst eine Begleitperson mitbringen. Die Fachkräfte behandeln alles vertraulich.
Du brauchst keine Krankenkassenkarte.
Du brauchst keine Erlaubnis.
Es geht um deine individuellen Anliegen.
Alles geschieht in deinem Tempo.
Das professionelle Handeln der Fachkräfte beinhaltet Parteilichkeit, Transparenz und Einbezug von dir hinsichtlich aller dich betreffender Entscheidungen für nächste Schritte und auch der Detailgenauigkeit deiner Erzählung. Wenn du dich mit der beratenden Person wohlfühlst, bleibt diese auch für weitere Termine deine Ansprechperson und du musst dich nicht auf wechselnde Personen einstellen. Du kannst in der Regel auch entscheiden, mit welcher Fachkraft aus der Beratungsstelle du sprechen möchtest.
Den Fachkräften ist es wichtig, dass das Angebot zu dir passt. Manche bieten daher auch eine Beratung während eines Spaziergangs an, wenn dir z. B. das Sitzen in einem Beratungsraum schwerfällt.
Es gibt Fachberatungsstellen, die spezifisch queere Angebote vorhalten oder als ganzer Ort explizit nur für queere Personen offen sind. Dies ist meistens auf den Websites, Flyern, Plakaten oder auch direkt an der Beratungsstelle oder ihrem Namen erkennbar.
Wenn es bei dir keine als queer ausgewiesene Fachberatungsstelle gibt, kannst du trotzdem die vorhandenen Angebote in Anspruch nehmen. Manchmal sind Fachberatungsstellen noch nicht so weit, sich öffentlich zu positionieren, weil sie Änderungen häufig in längeren Schlaufen intern abstimmen müssen. In den allermeisten Fällen sind Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt aber eine gute und für jede Lebenslage sensibilisierte Anlaufstelle. Alternativ kannst du ein Online-Angebot nutzen.
In einer Beratungsstelle arbeiten in der Regel Sozialpädagog*innen bzw. Sozialarbeiter*innen. Also Personen, die über spezifisches Wissen verfügen, wenn es um die Hilfe und Unterstützung von Personen geht, die in schwierigen Lebenslagen sind. In Supervisionen reflektieren die Fachkräfte eigene Haltungen und Erfahrungen, um bestmöglich unterstützen zu können. Die Kombination aus Fachwissen, Erfahrungswissen und Selbstreflexion führen zu einem professionellen Handeln: Diese Professionalität in einer Beratungsstelle stellt sicher, dass die Fachkräfte sich auf die hilfesuchende Person und ihr Anliegen einstellen können.
Die Fachkräfte in einer Fachberatungsstelle werden immer versuchen, sich an deinen Bedürfnissen zu orientieren. Daher ist es wichtig, dass du eigene Bedenken oder Wünsche offen ansprichst. Die Fachkräfte können dann mit dir besprechen, welche Lösungen bei ihnen vor Ort umsetzbar sind. Du kannst dir z.B. auch auf der Webseite der Fachberatungsstelle die Mitarbeitenden anschauen und überlegen, bei welcher Person du das beste Gefühl hast. Wenn du Wünsche bezüglich deiner Ansprechperson hast, werden Fachberatungsstellen diesen Wunsch nach Möglichkeit berücksichtigen. Wenn du unsicher bist, kannst du auch einfach schriftlich oder am Telefon bei der Fachberatungsstelle nachfragen.
Der Wunsch nach einer queeren Person für die Beratung setzt allerdings voraus, dass die Fachkräfte sich outen müssten. Das kann und darf aber keine Fachberatungsstelle von ihren Mitarbeitenden verlangen. Personen können ja auch queer sein, ohne dass es äußerlich erkennbar ist.
Du kannst aber gewiss sein, dass Fachkräfte durch ihre Professionalität, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrem Alter in der Lage sind, sich auf dich und dein Anliegen einzulassen.
Dazu gehört auch, dass sie ihre Grenzen kennen und diese auch eingestehen können. Du musst niemanden (zu queeren Themen) aufklären und kannst selbst entscheiden, wann und wie viel du zu deiner Person erzählen möchtest. Fachkräfte in Fachberatungsstellen werden dich als Expert*in deiner eigenen Lebenswelt ansprechen. Wenn dir eine Frage unangenehm ist oder sie ungünstig formuliert ist, dann kannst du das ansprechen. Die Fachkräfte werden zu Beginn den Rahmen des Beratungsprozesses mit dir klären. Dort könnt ihr auch den Umgang miteinander besprechen.
Fachkräfte in Fachberatungsstellen durchlaufen zudem stetig Weiterbildungen, in denen sie unter anderem die Möglichkeit haben, sich explizit queere Inhalte anzueignen.