In dem Sprechen von oder über sexualisierte Gewalt werden verschiedene Begriffe häufig gleichbedeutend benutzt: z. B. sexuelle Gewalt, sexualisierte Gewalt, sexueller Missbrauch, Nötigung, Belästigung usw. Dass unterschiedliche Begriffe verwendet werden, hängt mit ihren unterschiedlichen Definitionen und Kontexten zusammen.
Grundsätzlich ist sexualisierte Gewalt jede sexuelle Handlung, die gegen den Willen der betroffenen Person oder gegen nicht-einwilligungsfähige Personen ausgeführt wird. Zu nicht-einwilligungsfähigen Personen gehören zum Beispiel Kinder, Menschen mit kognitiven oder psychischen Einschränkungen und Personen, die durch Bewusstseinsbeeinträchtigung (z. B. durch Drogen, Alkohol oder Schlaf) nicht einwilligen können. Die Täter*innen nutzen sexualisierte Handlungen, um ihre eigenen Interessen zu befriedigen und Macht auszuüben. Oftmals missbrauchen Täter*innen dabei auch ihre höhere Position in einem Macht- oder Abhängigkeitsverhältnis.
Wenn du bereit bist, mit einer Person über Erfahrungen zu sprechen, ist es egal, welchen Begriff du benutzt. Wichtig ist, dass du mit deiner Erfahrung nicht allein bleibst. Du entscheidest, wo sexualisierte Gewalt für dich beginnt. Vertraue deiner eigenen Wahrnehmung und deinen Gefühlen.
Sexualisierte Gewalt hinterlässt in den seltensten Fällen beweissichernde Spuren, meistens sind Betroffene die einzigen Zeug*innen der Handlungen. Sexualisierte Gewalt ist immer eine Form der Menschenrechtsverletzung.
Kindern und jungen Menschen kann sexualisierte Gewalt in den unterschiedlichsten Kontexten widerfahren: z. B. Sportvereine, Schule, Familie, Freund*innenkreis.
Sexualisierte Gewalt wird hauptsächlich im eigenen Nahbereich durch bekannte Personen ausgeübt (vgl. Klehm 2003: 11). Sexualisierte Gewalt kann physische Gewalt genauso wie psychische Gewalt sein.
In spezialisierten Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt wird ein weites Verständnis von sexualisierter Gewalt eingenommen. Das heißt, dass die Mitarbeitenden in spezialisierten Fachberatungsstellen wissen, dass sexualisierte Gewalt nicht nur körperliche Gewalt sein muss, sondern dass es auch sexualisierte Gewalt sein kann, wenn jemand sexualisierende Kommentare macht oder ungefragt und ungewollt andere mit sexuellen Darstellungen konfrontiert.
Klehm, K. (2003): Sexualisierte Gewalt und ihre Prävention.
Sexualisierte Gewalt ist häufig schwer zu erkennen. Egal, ob du selbst betroffen bist oder sie beobachtest/mitbekommst. Sie kann ganz verschiedene Formen annehmen und zudem handeln Täter*innen oft strategisch.
Es gibt jedoch Anzeichen, die auf sexualisierte Gewalt hinweisen können:
Wenn du den Verdacht hast, dass eine Person sexualisierte Gewalt erfahren hat, kann es hilfreich sein, Unterstützung anzubieten und, auch gemeinsam, professionelle Hilfe zu suchen. Es ist wichtig, sensibel mit diesen Themen umzugehen und Betroffenen zuzuhören.
Wenn du selbst ein ungutes Gefühl hast, bleibe damit nicht allein. Sprich Personen aus deinem Umfeld, Freund*innen, Familie oder andere Personen an. In einer spezialisierten Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt findest du vertraulich und kostenlos Unterstützung. Egal, ob du selbst oder eine andere Person betroffen ist oder auch nur denkst, es sein zu können. Ein ungutes Gefühl, eigene Fragen oder Unsicherheiten reichen aus, um eine Beratung in Anspruch nehmen zu können.
Manchmal können die Strategien von Täter*innen erst später oder rückblickend erkannt werden. Es kann schwer sein, sexualisierte Gewalt oder die dahintersteckenden Strategien zu erkennen. Fachkräfte in einer Beratungsstelle sind spezifisch dafür ausgebildet, das planvolle Handeln von Täter*innen zu erkennen und können so bei der Einordnung von Vorfällen und Erfahrungen helfen.
Eine Person ist von sexualisierter Gewalt betroffen, wenn sie gegen ihren Willen sexuelle Handlungen erfährt, sexuelle Handlungen vor ihr vorgenommen werden oder sie zu sexuellen Handlungen an anderen Personen (z.B. an Erwachsenen, aber auch an anderen Kindern oder Jugendlichen) gezwungen wird. Eine Person ist auch von sexualisierter Gewalt betroffen, wenn sexuelle Handlungen an, vor oder mit ihr ausgeübt werden, obwohl diese Person dazu nicht einwilligen kann. Das gilt zum Beispiel für Kinder, Menschen mit kognitiven oder psychischen Einschränkungen und Personen, die durch Bewusstseinsbeeinträchtigung (z. B. durch Drogen, Alkohol oder Schlaf) eingeschränkt sind. Sexualisierte Gewalt kann ganz unterschiedliche Formen annehmen. Sexualisierte Gewalt ist unabhängig von Geschlecht oder sozialem Status und eine Person jeden Alters kann betroffen sein. Bei der Frage nach Betroffenheit von sexualisierter Gewalt geht es also immer auch um die Frage nach Freiwilligkeit und Konsens, Zustimmungsfähigkeit, sowie vor allem um das eigene Gefühl zu Grenzen und Grenzverletzungen.
Du kannst und solltest ein eigenes ungutes Gefühl (als Warnsignal) immer ernstnehmen. Wenn du eine Situation oder Erfahrung nicht genau einordnen kannst, kann es sehr hilfreich sein, sich Unterstützung zu suchen: auch schon bei der Einordnung des eigenen Gefühls oder der eigenen Betroffenheit. Ein ungutes Gefühl kann ein Hinweis auf Handlungs- und/oder Veränderungsbedarf.
Es ist hilfreich, mit den eigenen Gefühlen nicht allein zu bleiben. Damit ist noch nicht unbedingt etwas darüber gesagt, ob es sich um sexualisierte Gewalt handelt oder nicht. Die konkrete Benennung einer Erfahrung als sexualisierte Gewalt kann dann (später) erfolgen.
Häufig gehört es zu dem Vorgehen von Täter*innen bei der klaren Einordbarkeit der Handlungen für Verwirrung zu sorgen. Das kann es Betroffenen erschweren, ihre Erlebnisse als sexualisierte Gewalt einzuordnen. Zu den Strategien von Täter*innen kannst du auf unserer Website mehr erfahren.
Um eine spezialisierte Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt zu finden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Nicht alle halten spezielle queere Angebote bereit, können aber aufgrund Professionalität in einer schwierigen Lebenslage und bei der Beantwortung von Fragen hilfreich sein. Sie sind immer auch gut vernetzt und können gemeinsam mit dir schauen, an welche Stellen du dich noch wenden kannst.
Du kannst aber für die Suche nach einer spezialisierten Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt auch die folgenden Schritte unternehmen:
Es ist immer richtig und wichtig, dass du dich auf die Suche nach Unterstützung machst. Du kannst das auch tun, wenn du nicht selbst betroffen bist, sondern einer anderen Person helfen möchtest.
Solltest du irgendwelche Sorgen oder Unsicherheiten haben, können diese mitgeteilt werden. Wenn die Öffnungszeiten nicht passen oder du Angst hast, gesehen zu werden, werden die Fachkräfte vor Ort bemüht sein, gemeinsam mit dir eine Lösung zu finden. Beratungsstellen möchten, dass ein Gespräch für dich möglich wird und werden immer nach Wegen suchen, dir das zu ermöglichen.
Sexismus: Diskriminierung, Unterdrückung oder Gewalt aufgrund des Geschlechts. Er betrifft besonders Frauen und Personen, die als weiblich wahrgenommen werden. Weil Sexismus generell Weiblichkeit abwertet, werden häufig auch Jungen abgewertet, die nicht den Normal-Vorstellungen von Jungesein entsprechen.
Quelle: